Ach ja, Frankfurt. Seit einem Jahr darf ich hinfahren und ich mache es gerne. Zumindest solange es nicht jeden Tag ist. Und im Gegensatz zu vielen Kollegen fahre ich gerne über die Riedbahn. So gesehen war es eine ideale Schicht. Zwei Runden Frankfurt, zwischendurch eine Pause, und am Ende noch einen späteren Zug abstellen.
In der Schicht stand allerdings schon der erste Warnhinweis: „Umleitung über Gutleuthof“. Das ist nichts Schlimmes, es bedeutet nur, dass ich ab Frankfurt-Niederrad auf einem anderen Weg in den Hauptbahnhof einfahren würde. Statt in den Nordteil, also die Gleise so um 16-17 rum, in den Südteil. Geplant Gleis 1 und 1a. Der erste Zug Mannheim-Frankfurt lief auch so. 1-2 Minuten Verspätung in in den Südteil. Zurück – fast noch besser. Nachdem ich ein wenig links und rechts und wieder links und wieder rechts aus dem Frankfurter Bereich raus war, lief es wie geschmiert und am Ende war ich in Mannheim wieder pünktlich.
Beim zweiten Zug nach Frankfurt stand der Hinweis mit der Umleitung nicht mehr drin. Geplant war trotzdem eine Ankunft in Gleis 1a – am äußersten Rand des Bahnhofs. Abfahrt in Niederrad und am Signal steht ein „N“. Ich habe dann erstmal meine Ablöserin angerufen: „Du, ich fahre sicher nicht nach 1a. Das wird eins der üblichen Gleise. 17-18 oder so. Keine Ahnung, welches, aber du kannst ja schon mal in die Richtung laufen.“ Es wurde Gleis 21, fast am anderen Ende des Bahnhofs. Das war aber nicht weiter schlimm, es war genug Zeit und die Gleiswechsel wurden erstaunlicherweise frühzeitig durchgesagt.
Nach der Pause ging es wieder von Gleis 1 aus los in Richtung Mannheim. Die übliche Überholung, ein paar Minuten Verspätung in Mannheim, nichts Ungewöhnliches. Den Zug nach dem Entsorgen in die Abstellung bringen war Routine, so dass ich die volle Stunde Wartezeit im Aufenthaltsraum hatte. Und sogar noch mehr. Die Verspätung der Kollegin wurde immer größer und der Laufweg des Zuges immer seltsamer. „Wo zur Hölle lassen sie die denn rumgurken? Warum?“
Mit 45 Minuten Verspätung, genau eine Minute vor meinem planmäßigen Feierabend, war sie in Mannheim: „Ich bin … angekommen.“, und erzählte kurz, was passiert war:
Eigentlich sollte der Zug wegen geplanter Bauarbeiten von Frankfurt aus erst über Louisa und Neu-Isenburg nach Darmstadt fahren, von da aus nach einem Fahrtrichtungswechsel nach Groß-Gerau Dornberg und dann normal weiter bis Mannheim. Das erste Problem: Relativ kurzfristige Bauarbeiten mit Vollsperrung zwischen Biblis und Mannheim – also eine weiter Umleitung über Worms. Ärgerlich, aber nicht zu tragisch. Das war schon eine Weile vor der Abfahrt bekannt, so dass der Fahrplan für diese Umleitung schon da war. Das größere Problem: Sie hatten ihr den Zug in Frankfurt nach Gleis 19 gestellt. Wieder auf die Nordseite. Von da aus kommt man aber nicht nach Frankfurt-Louisa. Was dann geht: Nach Niederrad fahren, von da aus über eine Verbindungskurve zum sogenanntne Abzweig Forsthaus (zwischen Frankfurt Stadion und Frankfurt Süd) und von da aus über eine andere Verbindung nach Neu-Isenburg. Eine Umleitung der Umleitung. Nächstes Problem: Die Verbindung Forsthaus – Neu-Isenburg war gesperrt. Lösung: Weiter bis Frankfurt Süd fahren, die Fahrtrichtung wechseln und von da aus über Louisa auf die Strecke nach Darmstadt. Eine Umleitung der Umleitung der Umleitung oder so ähnlich.
Das kostete Zeit, ihre Nerven – und meinen Feierabend. Wobei es nachts auf die 45 Minuten nicht wirklich ankam, es gab sowieso keinen Zug nach Hause mehr, den ich hätte verpassen können.
